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„Wie viele Spreißel ich in meinem Leben schon aus meinen Händen gezogen habe, hab ich nicht gezählt.“

Das meint Ingo Kempa, Gründer und Geschäftsführer von keenco3, zunächst ganz wörtlich. Das Holz in seinem Leben einmal eine tragende Rolle spielen würde, wusste er schon als Junge. Sehr früh begeisterte er sich für die Wärme, den angenehmen Geruch und die Lebendigkeit des Materials. Die Dynamik der Materialität, die genaue Sachkenntnis, die zur Bearbeitung elementar ist. Und die genialen Möglichkeiten, die Holz als Werkstoff mitbringt.

Man merkt ihm seine Begeisterung für den Holzbau deutlich an. Um Holzbau und Architektur in sein Leben zu integrieren durchlief Ingo Kempa eine Zimmermannslehre, aus der er als Meister hervorging. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Süddeutschland, damit er im Epizentrum der Holzbaukompetenz die praktische fachliche Expertise erlangen konnte, nach der er strebte.

Doch in dieser Zeit merkte er auch, dass seine Ambitionen ihn nicht los ließen: „Wieso gibt es dieses Nord-Süd-Gefälle in Deutschland, wenn es um den Holzbau geht? Was kann ich dazu beitragen, in Zeiten von Wohnungsnot, von Ressourcenknappheit und nicht zuletzt Klimawandel, die Etablierung des Holzbaus voran zu treiben?“ Der Norden Deutschlands sollte mit dem Holzbau ausgesöhnt werden.

Die sinnbildlichen Spreißel aus den Händen zu ziehen, sollte sich im Kampf gegen die Kalksandstein- und Beton-Mühlen als schwieriger herausstellen. Zu tief saßen die Vorurteile gegenüber dem Holzbau. Was in den skandinavischen Ländern mit Massivholzbau gelebte Realität ist und im südlichen deutschsprachigen Raum auf höchstem gestalterischen Niveau längst von der Tradition in die Moderne transferiert worden ist, wurde in Küstennähe lange Zeit als qualitativ minderwertig, ja sogar gefährlich erachtet. Der große Brand in der Hamburger Innenstadt von 1842, der Barackenbau der Nachkriegszeit und die Hamburger Flut hatten tiefe Spuren hinterlassen. Doch der heutige moderne Holzbau kann nicht mit dem des 19. Jahrhunderts verglichen werden. Baurechtliche Rahmenbedingungen tragen Sorge dafür, dass Holzbauten heutzutage höchsten Sicherheitsansprüchen genügen. Holz ist hochwertig, zeiteffizient zu verbauen, hoch belastbar bei maximaler Leichtigkeit. Holz ist höchst wärmedämmend, feuchtigkeitsregulierend, nachwachsend und nachhaltig. Davon galt und gilt es die Hanseaten zu überzeugen.

Ein Konzept musste her. Etwas, dass die Vorurteile sowohl der „Fischköppe“ als auch einmalmehr die der „Krachledernen“ überwinden können würde. Ein ganzheitliches Konzept. Also eignete er sich zusätzlich die Sachkenntnis um bauphysikalische Gebäudeeigenschaften an und wurde Energieeffizienzberater. Er gründete 2006 die Kempa Energy Consult. Doch das ging noch nicht weit genug, die Leidenschaft am Gestalten ließ ihn nicht los. 2009 vereinte Ingo Kempa seine Expertise mit der schöpferischen Kraft der Architektur, denn seine Vision wird geteilt. Von Anfang an. Bis heute. Jörg Lengler stieß als erster von vielen Architekt*Innen dazu und die Kempa Energy Consult erhob sich in die dritte Dimension. keenco3 war geboren.

Und wohin soll die Reise gehen, Herr Kempa?

„Unlängst wurde der älteste deutsche Holzbaufund gemacht. Ein Brunnenschacht aus Eichenholz, über 7000 Jahre alt. Auch wir wollen Architektur erschaffen, die Generationen überdauert.“

Heute blickt Ingo Kempa auf über zehn Jahre erfolgreichen Schaffens zurück. Die gebauten Beispiele von keenco3 geben ihm Recht. Langlebigkeit, Nachhaltigkeitsbewusstsein und gehobene Architektur lassen sich durch Holzbau miteinander verbinden. Natürlich auch im Norden.