BDG – Wettbewerb Verwaltungsgebäude

keenco³ erarbeitete diesen Wettbewerbsbeitrag für den Neubau eines Bundes-, Kompetenz-, Schulungs- und Dokumentationszentrums für den Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. mit Sitz in Berlin-Neukölln.

Das Wettbewerbsgrundstück war Teil des Neuen Luisenstädtischen Friedhofes. Baumalleen entlang der Hauptachsen prägen die Parklandschaft, das orthogonale Wegesystem gleicht einer Abfolge von Kreuzgängen. Der Stadtraum von Neukölln ist durch ein Raster mit identischer Ausrichtung gegliedert. Die Herrmannstraße als Hauptachse entzieht sich dieser Ordnung und definiert ihre eigene Richtung. Der vorliegende Entwurf macht diese zwei zueinander verdrehten Richtungen zur Leitidee: Twist!

Das Raumprogramm gibt den Hauptanteil der Flächen im Erdgeschoss vor. Veranstaltungsräume, Gastronomie, Ausstellungsräume mit direktem Bezug nach Draußen. Fließende Raumfolgen mit größtmöglicher Transparenz. Das erdgeschossige Volumen fügt sich optisch und kubisch in die Parklandschaft und das orthogonale Raster ein. Die Haupterschließung von der Herrmannstraße her übernimmt die Richtung der Parkachsen. Eine Reihung von Holzrahmen betont die Haupt-Erschließungsachse. An dieser Achse reihen sich die Eingänge ins Café, Haupthaus, bis hin zum Außenbereich mit den gärtnerischen Aktionsfeldern und dem grünen Klassenraum. Auf dem Erdgeschossvolumen lagert ein zweites Volumen. Hier finden die Geschäftsstelle des BDG, die Schreberjugend sowie die Räume der Weiterbildung ihren Platz. Dieses Volumen macht den besagten Twist: das Primärtragwerk aus Balken und Stützen übernimmt, wie schon im Erdgeschoß, die Richtung der Parkachsen, lediglich die Fassade dreht sich raus und übernimmt die Straßenflucht der Hermannstraße. Twist!

Baukonstruktion

Die primäre Tragstruktur des Gebäudes besteht aus einem Skelett aus Balken und Stützen in Kombination mit Dach- und Deckenscheiben. Die horizontale Aussteifung übernimmt ein zentraler Erschließungskern aus Stahlbeton.

Die Innovation besteht in den verwendeten Holzarten (Buche und Birke) und der Konstruktion selbst. Die witterungsgeschützte Primärstruktur besteht aus Buchen-Funierschichtholz („Baubuche“). Die Geschossecken werden als Holz-Beton-Verbunddecken („Hybriddecken“) hergestellt, wobei die untenliegende Platte aus Baubuche die Zugzone und der darauf in-situ gegossene Beton die Druckzone der Decke übernimmt. Die Holzbetonverbunddecke erhält durch die Kombination beider Materialien hervorragende statische und ausgezeichnete Schallschutzeigenschaften. Der energieintensive Einsatz von Stahlbeton kann dabei auf ein Minimum reduziert werden. Die Tragstruktur der Flachdächer besteht lediglich aus 160mm starkem Buchen-Funierschichtholz.

Die Fassaden werden vor die primäre Tragstruktur vorgehängt und haben keine weitere Eigenschaft als den Raumabschluss. Diese Konstruktionsart ermöglicht eine hohe Vorfertigung im Holzbau mit kurzen Montagezeiten vor Ort sowie größtmögliche Flexibilität in der Raumaufteilung. Raumtrennungen erfolgen in Leichtbauweise ohne tragende Funktion (Sekundärstruktur).

Baubuche ergänzt sinnvoll den derzeitigen Holzbaumarkt, der durch den Brotbaum Fichte dominiert wird. Buche konnte bisher aufgrund Ihrer Materialeigenschaften nicht als Baumaterial verwendet werden. Durch die Verarbeitung als Buchen- Furnierschichtholz bekommt es Eigenschaften, die im baukonstruktiv geschützten Bereich verwendet werden können (Nutzungsklasse 1 und 2 nach DIN EN 1995-1- 1:2010-12). Im Außenbereich verwenden wir Birken-Furnierschichtholz (Nutzungsklasse 3 nach DIN EN 1995-1-1:2010-12). Alternativ wäre die gewählte Gebäude- und Fassadenstruktur auch mit einer Fassadenbekleidung und Pergolakonstruktion aus massiver Lärche denkbar.

Landschaft

Das Grundstück des BDG ist in zwei Nutzungsbereiche gegliedert. Der großzügige, offene Platz an der Hermannstraße bildet das Entree und dient der öffentlichen Nutzung. Der Platz ist die zentrale Aktions- und Bewegungsfläche über die sowohl die Ausstellungs-, als auch die Tagungs- und Verwaltungsräume erschlossen werden. Das Gastronomie-Angebot orientiert sich zum städtischen Raum. Es demonstriert den öffentlichen Charakter der Institution BDG und belebt den Vorplatz.

Der öffentliche Eingangsbereich wird als gleichmäßige Fläche in Ortbeton hergestellt. Hier setzt sich der Betonestrich aus dem Gebäude in der Aufenthaltsfläche im Freiraum fort und bildet eine einheitliche Grundfläche für das Gebäudeensemble. Der Eingangsbereich wird durch partielle Entfernung der Zaunfelder zur Hermannstraße geöffnet. Die historischen Zaunpfosten bleiben bestehen.

Die Oberflächenentwässerung der Wege erfolgt im Wesentlichen über die angrenzenden Grünflächen. Für das Niederschlagswasser der Dachflächen sowie für die Platzfläche am Eingangsbereich wird eine Rigole zur Versickerung und Rückhaltung vorgesehen.

Eine prägnante Achse aus Holzrahmen führt in den hinteren, privateren Bereich der Anlage. Dieser ist durch die Gebäudekörper von der Öffentlichkeit abgeschirmt und bietet mit einer Anlage aus charakteristischen Elementen des Kleingartenwesens, wie beispielsweise Spalierobst, Hochbeeten, Beerensträuchern und einem grünen Klassenzimmer gute Schulungsmöglichkeiten für die Mitglieder des BDG. Die Einfriedung des Geländes wird durch Hecken und lockere Strauchpflanzungen vorgenommen. Hinter den Veranstaltungsräumen wird ein Schaugarten mit Staudenbeeten angelegt. Dieser bildet eine stimmungsvolle Kulisse für die Tagungsgäste.

Die Achse führt durch die gesamte Anlage und setzt sich in einem untergeordneten Parkweg fort. Dieser ermöglicht die fußläufige Wegeverbindung zum angrenzenden Friedhofsgelände. Der räumliche Übergang wird durch einen Pavillon markiert.